Sie sind im besten Sinne „im Weg“: Stolpersteine. Stumme Mahner, die die Menschen im Gerenne deutscher Bürgersteige innehalten lassen. Die goldenen Quader erinnern – in Gehwege eingelassen – an Bürger:innen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert und ermordet wurden.
Stolpersteine halten nicht nur die Erinnerung an die Menschen, ihre Namen, Schicksale und ehemaligen Wohnstätten lebendig, sondern auch an unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dem Gedenken immer neue Formen zu geben und seine Bedeutung an die nächste Generation weiterzuvermitteln.
So erhielten die stillen Gedenktafeln am Mittwoch großen Klang und Stimme: Am 14. Mai erinnerten zehn Partner-Schulen der Stolperstein-Initiative e.V. an das Kriegsende vor 80 Jahren. Die Schüler:innen traten zeitgleich mit Gesprächs-Konzerten an einem jeweils prägenden Ort in Bielefeld auf.
Streicher, Bläser und Orchester des Helmholtz-Gymnasiums präsentierten unter der Gesamtleitung von Dr. Susanne Puissant Werke jüdischer Komponist:innen im blühenden Garten des Museums Wäschefabrik. Christiane Wauschkuhn (Mitglied der Stolperstein-Initiative e.V.) und Rüdiger Uffmann (Vorsitzender des Fördervereins Museum Wäschefabrik) begrüßten die Schüler:innen und Publikum auf den Treppen des 1913 errichteten heutigen Industriedenkmals.
Nicht nur als versierte Musiker:innen waren die Jugendlichen besondere Gäste: Viele der Mitwirkenden sind Paten für insgesamt 17 Stolpersteine, putzen sie regelmäßig und beschäftigen sich mit der Geschichte der Menschen, deren Schicksale sich hinter ihnen verbergen.
Abiturientin Amira Zambia berichtete den zahlreichen Zuschauer:innen von Familie Juhl, die die Wäschefabrik von 1899 bis 1938 betrieb. Sie machte den erzwungenen Verkauf, die dramatische Emigration, Tod und Verstreuung der Familie fühlbar. Musikerin Ramona Kozma, die sich als Patin die Helmholtz-Schüler:innen ausgesucht hatte, setzte den hoffnungsvollen Ton des Lieds „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ dagegen. Viele weitere Beiträge des Nachmittags betonten vor allem das Menschsein, an das auch die vor Kurzem verstorbene Margot Friedländer immer wieder erinnerte.
Beim abschließenden Niederlegen von Rosen an den Stolpersteinen öffnete sich noch einmal der Gesamtblick auf die imposante Fabrik, in der die Zeit stillsteht – und die gerade dadurch ein Fixpunkt für unseren moralischen Kompass bleiben wird.

Karen Wiegelmann (stellv. Schulleiterin) und Joachim Held (Schulleiter) beschrieben, warum die Veranstaltung dem Helmholtz-Gymnasium besonders am Herzen liegt.

Der „Klang der Stolpersteine“ versammelte viel Publikum im Garten des Museums Wäschefabrik.

Maala Puissant präsentierte den 1. Satz aus George Perlmans „Israeli Concertino“.

Der Chor sang u.a. „Dona Dona“.
Text und Fotos von Kerstin Brune

Maala Puissant, Johanna Reupohl, Josephine Kummer und Clara Reupohl (v.l.) spielten Henry Mancinis „Moon River“.

Die Brass Band gab u.a. „What a Wonderful World“ zum Besten.

Amira Zambia ließ die Geschichte der Familie Juhl lebendig werden.

Ramona Kozma performte „Wenn ich mir was wünschen dürfte“.